Leise Windkraftanlagen aus Würzburg

CrossWind-Anlage in Würzburg mit Dieter Irl (links) und Harald Weis Foto: Tilman Toepfer
CrossWind-Anlage in Würzburg mit Dieter Irl (links) und Harald Weis Foto: Tilman Toepfer

Im Wind steckt ein gigantisches Energiepotenzial, doch bleibt der größte Teil noch ungenutzt. Dieter Irl (68) und Harald Weis (45) wollen das ändern. Ihre im Würzburger Novum Businesscenter ansässige Firma „CrossWind energy systems“ entwickelt und vertreibt Anlagen der Kleinwindkraft.

Die gewinnt wegen niedrigerer Investitionskosten zum Zweck der Eigenstromversorgung im kleinen bis mittleren Bedarfsbereich an Bedeutung, schreiben die Experten des in Straubing ansässigen „Centralen Agrar-Rohstoff Marketing- und Energie-Netzwerks“ (C.A.R.M.E.N).

Konkret geht es um vertikale Windkraftanlagen. Vertikalachser haben eine stehende Hauptwelle und zeichnen sich gegenüber Horizontalachsern durch eine höhere Laufruhe aus, wodurch die Schallemissionen minimiert werden können. Sie eignen sich also besonders für Standorte inmitten oder nahe der Wohnbebauung, erklärt Irl, beispielsweise auf Hochhäusern und Fabrikhallen. Nur 38 Dezibel beträgt nach Angaben Irls der Geräuschpegel der Anlage, die dieser Tage zu Demonstrationszwecken im Mainfrankenpark Dettelbach aufgestellt war. In Kürze soll die Anlage mit einer Leistung von 30 Kilowatt auf einem Hochhaus in Aachen in Nordrhein-Westfalen in Betrieb gehen und den Stromverbrauch der Mieter minimieren helfen. CrossWind-Anlagen liefern schon bei niedrigem Windaufkommen Strom, verglichen mit großen Windrädern. Ob sich die Anlage an einem bestimmten Standort rentiert, ist eine andere Sache.

„Das A und O ist die Windgeschwindigkeit“, macht Weis klar und empfiehlt Interessenten in jedem Fall eine Ertragsprognose. Je nach Jahreszeit sollte über einen Zeitraum zwischen fünf und sieben Monaten gemessen werden, nur so lasse sich eine seriöse Analyse erstellen.

CrossWind-Anlagen gibt es von 300 Watt bis 1000 Kilowatt Leistung. Sie werden in Würzburg konzipiert und überwiegend in China gebaut. Der Verschleiß ist nach Irls und Weis' Angaben wegen der Magnetlagertechnik gering, eine spezielle Beschichtung der Flügel verhindert Blitzeinschläge und im Winter die Eisbildung an den Flügeln. Außerdem ist der Schattenwurf gering, und bei Sturm schaltet die moderne Technik die Anlage automatisch ab.

Den größten Vorteil aber sehen die CrossWind-Unternehmer darin, dass ihre Anlagen ohne Probleme in der Regel überall aufgestellt werden können, wo der Wind einen rentierlichen Betrieb ermöglicht. Im Gegensatz zu den bis 200 Meter hohen Windrädern, um deren Standorte oft gestritten wird, müssen Anlagen der Kleinwindkraft nicht in besonderen Arealen errichtet werden und sind, so sie zehn Meter Höhe nicht überschreiten, vom Baugenehmigungsverfahren befreit.

Energie für abgelegene Dörfer

Der Markt für die Anlagen aus Würzburg ist da, davon sind die Geschäftspartner Irl und Weis überzeugt. Ihre Einladung ins Gewerbegebiet Ost stieß auf reges Interesse. Zwei Besucher erwägen dem Vernehmen nach, mit CrossWind-Anlagen weit abgelegene Dörfer in Sibirien mit Strom zu versorgen.

Wie sich Kleinwindkraft definiert

Zur Abgrenzung der Kleinwind- von der Großwindkrafttechnologie hat sich nach Angaben von C.A.R.M.E.N (Centrales Agrar-Rohstoff Marketing- und Energie-Netzwerk) folgende Definition etabliert. Zur Kleinwindkraft zählen Anlagen mit einer Gesamthöhe von maximal 50 Metern, einer Generatorleistung von maximal 100 Kilowatt und einer Rotorfläche von maximal 200 Quadratmetern (entspricht einem Rotordurchmesser von 16 Metern).

Horizontalachsanlagen mit liegender Hauptwelle weisen gegenüber den Vertikalachsern mit stehender Hauptwelle den Vorteil höherer Anlagenwirkungsgrade auf. Mit Hilfe von Windnachführfahnen (passive Windnachführung) richten sich die Horizontal-achser mit der gesamten Rotorfläche ideal zum Wind aus.

Vertikalachser zeichnen sich gegenüber Horizontalachsern durch eine höhere Laufruhe aus, wodurch die Schallemissionen minimiert werden können. Dadurch eignen sie sich besonders für Standorte in der Nähe von Wohnbebauungen. Jedoch sind viele Standorte innerhalb von Siedlungsgebieten für Kleinwindkraftanlagen nicht geeignet, da sie aufgrund der Bebauung nicht frei und gleichmäßig vom Wind angeströmt werden. TEXT: tito

Quelle: http://www.mainpost.de/regional/franken/Unternehmer-Windraeder;art1727,8333008

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